Englische Bulldogge – Historische Rasse-Entwicklung
Die Entwicklung der Englischen Bulldogge – vom Bullenbeißer zum Familienhund
Die aus Großbritannien stammende Englische Bulldogge ist eine der ältesten Hunderassen und machte über Jahrhunderte hinweg große Veränderungen durch. Früher agierte sie als Kampfhund gegen Bullen, wobei Aggressivität und Mut ihre wichtigsten Eigenschaften waren. Heute ist sie vor allem als Familienhund beliebt. Seine liebe, treue und freundliche Seite kommt zum Zug.
Überzüchtete Kampfhunde durchlaufen eine Transformation
Ihre Vorfahren stammen aus dem sechsten Jahrhundert vor Christus. Im Mittelalter jagten sie Wildschweine und Bullen. Dies prädestinierte sie zur Bullenhetzjagd, die im 17. Jahrhundert regelmäßig stattfand. Metzger durften nur Fleisch von gehetzten Bullen verkaufen, da dieses zarter war. Nach dem Verbot der Kämpfe 1835 begann ein Wandel der Englischen Bulldogge. Sie transformierte sich vom Kampfhund zum Familienhund.
Züchter bemühten sich um extreme Merkmale wie eingedrückte Nase oder runder Rücken. Dies führte zur Erkrankung der Rasse. In den Siebzigerjahren setzte sich David Leavitt dafür ein, die ursprünglichen Hunde aus dem 18. Jahrhundert als Vorbild für die Zucht zu nehmen. Zu dieser Zeit gab es noch keine krankhaften Auswirkungen der Zucht.
Vom Ursprung der Englischen Bulldogge
Ihre Geschichte beginnt im sechsten Jahrhundert vor Christus. In der Römerzeit kreuzten die Phönizier ihre Molosser mit den britischen Hunden, die in vielen Merkmalen an die heutige Dogge erinnerte. Daraus entstanden die Bonddogs oder Bolddogs. Die beiden Begriffe tauchten erstmals im 13. Jahrhundert auf. „To bond“ bedeutet „fesseln“, „bold“ entspricht im Deutschen kühn.
Wahrscheinlich haben die Englische Bulldogge und der Mastiff gemeinsame Vorfahren, deren Größe in der Mitte der beiden lag. Durch zielbewusste Züchtung entstanden der größere Mastiff und die kleinere Bulldogge. Der Begriff „Alaunt veantre“ taucht erstmals im Mittelalter auf. Er bezeichnet einen trägen, schweren Hund mit großem Kopf, der in der Wildschwein- und Bullenjagd zum Einsatz kam. Durch seine Veranlagung verbeißt er sich gut in die Nase der wilden Tiere und bringt sie zum Erliegen. Der Alaunt erwies sich nützlich für die Fleischer, für die er wildgewordene Stiere bändigte und in Stallungen trieb.
Erste Angabe der Englischen Bulldogge im 17. Jahrhundert
Um 1630 findet sich die erste Erwähnung des Bulldogs. Vorher existierten Kettenhunde, die Ähnlichkeiten aufwiesen. Heute steht der Begriff für Kampfhunde allgemein. In alten Quellen steht oft der Term „Bandog“. Er bezieht sich auf große, angekettete Wachhunde (to ban = verbieten, verbannen). Früher benutzten die Besitzer die Englische Bulldogge für Stierhetze und Hundekämpfe. Beim „Bull Baiting“ verwetteten die Besucher große Summen für den Kampf zwischen dem kraftvollen Hund und dem Bullen. Das Ziel der Züchtung der Englischen Bulldogge bestand darin, sich in der Nase des Stiers festzubeißen und ihn zu Fall zu bringen.
Die erste urkundliche Erwähnung von „Bull Baiting“ stammt aus der Regierungszeit König Johanns von 1199 bis 1216. Die Entstehung des Stierkampfes geschah aus einer zufälligen Szene heraus. Zwei Bullen stritten in einem englischen Dorf um eine Kuh. Eine Gruppe von Metzgerhunden vertrieben die beiden Unruhe-Stifter aus der Stadt. Ein Gutsherr beobachtete die Begebenheit. Er stellte die Wiese den Metzgern zur freien Verfügung. Die Bedingung war, dass sie jedes Jahr sechs Wochen vor Weihnachten einen Stier für das Schauspiel stellten.
Bullenhetze sorgt für zartes Fleisch
Im siebzehnten Jahrhundert war die Bullenhetze ein Gesetz. Es hieß, das Fleisch gehetzter Bullen sei zarter. Deshalb waren Metzger verpflichtet, ihre Tiere vor dem Schlachten mit einem Hund zusammenzubringen. Später entartete der Sport und es ging mehr um die Wetten und das Geld. Schon Anfang des 19. Jahrhunderts gab es Bestrebungen, die Kämpfe zu verbieten.
1835 trat die Idee in Kraft und die Englische Bulldogge unterlief einen Wandel. Es entstand der tiefer gestellte Hund, wie Du ihn heute kennst. Sein Vorgesicht ist um einiges kürzer als das seiner Vorfahren. Die Kämpfe hörten mit der Gesetzes-Änderung nicht auf. Weiterhin wetteten Interessierte in den Gefechten von Hund und Bulle. Neu waren Auseinandersetzungen zwischen zwei Hunden, bei denen sich der Stärkere behauptete. Dank ihrer Liebenswürdigkeit schätzten die Engländer das Tier immer mehr als Familienhund.
Anfänge der Züchtung und ihre Auswirkungen
1860 war er erstmals an einer Ausstellung präsent und das äußere Erscheinungsbild gewann an Wichtigkeit. In den darauffolgenden Jahren stellten Experten eine gravierende Veränderung in seiner Persönlichkeit fest. Der erste Rassestandard geht auf 1865 zurück. Der ein Jahr früher gegründete „Bulldog Club“ zeichnete dafür verantwortlich. Er existierte nur wenige Jahre. Die Bemühungen der Züchter waren so extrem, dass die Rasse erkrankte.
Ihr blitzschnelles Reaktions-Vermögen verschwand. An seine Stelle traten Übergewicht und andere körperliche Behinderungen wie:
- Senkrücken,
- krumme Laufknochen,
- extreme Kopfformen,
- rollender Bewegungs-Ablauf.
Seine breiten Schultern, der radförmig aufgewölbte Rücken und der breite Brustkorb erregten bei Ausstellungen Aufmerksamkeit. David Leavitt sorgte für eine positive Weiterentwicklung der Rasse, die bis heute anhält. In den frühen Siebzigerjahren setzte er sich dafür ein, die Züchtungen der Englischen Bulldogge nach dem Vorbild des Tieres im 18. Jahrhundert vorzunehmen. Er machte sich zum Ziel, die Rasse ohne gesundheitliche Probleme und ohne übertriebene visuelle Merkmale zu züchten.
Liebenswürdigkeit statt Aggressivität als Ziel
1875 übernahm der „Bulldog Club incorporated“ die Regie in der Züchtung der Englischen Bulldoggen. Er begann, Friedfertigkeit über die Aggressivität zu stellen. Das heutige Zuchtziel ist ein leistungsfähiger und liebevoller Hund. Sein nach gängigen Maßstäben hässliches Gesicht mit Faustkämpfer-Ausdruck verrät nichts über sein liebenswertes und anhängliches Wesen.
Die Englische Bulldogge ist einer der ältesten einheimischen Rassen der Welt. Sie ist bekannt als Nationalhund von Großbritannien und ist mit viel britischer Willensstärke ausgestattet. Sie ist nicht einfach zu erziehen und gefährlich für jemanden, der seinen Besitzer bedroht. 2009 setzte der führende britische Kennel Club neue verbindliche Standards für die Englische Bulldogge fest. Übertriebene Merkmale wie kurze Läufe, kurze Nase und das faltige Gesicht sind nicht mehr so streng bewertet.
Gesundheit hingegen ist ein wichtiger Faktor. Die kurze Nase war bei vielen Hunden für eine beschwerliche Atmung verantwortlich. Dieses und andere gesundheitliche Probleme hofft der Klub, mit den neuen Standards auszurotten. Die deutsche Bulldoggen-Zucht ist bis heute mit diesen nicht einverstanden. Züchter unterstützten eine offene Petition gegen den Kennel Club. Noch heute richten Juris auf Ausstellungen in Deutschland nach dem alten Standard.
Autor:
Ferdinand v. Reukwitz, München 12.01.2014
Recherche und Quellen:
O’Neill, D. G.; Church, D. B.; McGreevy, P. D.; Thomson, P. C.; Brodbelt, D. C. (2013). „Longevity and mortality of owned dogs in England“
Wilcox, Charlotte (1999). The Bulldog
Querverweis:
- http://elib.tiho-hannover.de/dissertations/steinfeldta_2002.pdf
- http://www.leavittbulldogassociation.com/
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- Die Entwicklung der Englischen Bulldogge – vom Bullenbeißer zum Familienhund
- Überzüchtete Kampfhunde durchlaufen eine Transformation
- Vom Ursprung der Englischen Bulldogge
- Erste Angabe der Englischen Bulldogge im 17. Jahrhundert
- Bullenhetze sorgt für zartes Fleisch
- Anfänge der Züchtung und ihre Auswirkungen
- Liebenswürdigkeit statt Aggressivität als Ziel
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